Brahms: Die Sonaten für Viola und Klavier
Rezension von Manuel Stangorra
Die Brahms Violasonaten Opus 120 Nr. 1 und 2 – die ja in ihrer eigentlichen Fassung Klarinettensonaten sind – hat der Komponist mit subtilster Tuchfühlung zum Instrument geschrieben. Brahms richtete die Violastimme alsbald nach der Uraufführung der Werke am 23. September 1894 ein, für die der Meininger Klarinettist Richard Mühlfeld in der Villa Soletap (in Berchtesgaden) verantwortlich zeichnete gemeDie dialektische Anlage der beiden Sonaten arbeiten die beiden Interpreten der vorliegenden Einspielung minutiös heraus, man könnte sagen, Vidor Nagy (Viola) und Carmen Piazzini (Klavier) erscheinen hier auf dieser Platte wie ein innig umschlungenes Paar. Ganz rund und intim trägt Piazzini das kurze Vorspiel vor und Vidor Nagy steigt mit Leidenschaft in die Musik ein. Er kennt sein Instrument genau, weiß um Klangfarben, Schattierungen und dosiert sein Vibrato genau. Vielleicht ist seine Intonation bisweilen eine Spur undeutlich.
Alle Virtuosität wird in diesen knapp 44 Minuten, die die CD in Anspruch nimmt, in äußerste Musikalität verpackt. Das bisher gesagte trifft ebenso auch auf die zweite Sonate in Es-Dur, op. 120, 2, zu. Sie ist im Gegensatz zur Nr. 1 in f-Moll (die viersätzig ist), dreisätzig. Carmen Piazzini schlägt auch hier mit samtenen Fingern die Tasten – überhaupt zähle ich sie zu den elegantest spielenden und aussagekräftigsten Pianistinnen (und Pianisten) ihrer Generation. Ein geistliches Aufbäumen – mit emotionalen Höhepunkten – empfängt den Hörer noch einmal im Allegro appassionato, bevor die Sonate im Andante con moto verklingt.
Wer weiß, dass es sich bei dieser Sonate um Brahms’ vorletzte Komposition überhaupt handelt, kommt nicht umhin, ihr testamentarischen Charakter zuzuschreiben. Man sollte sich das Duo Nagy/Piazzini dieser 18 Jahre alten SWR-Aufnahme nicht entgehen lassen. Das relativ schlichte Booklet in deutscher und englischer Sprache abgefasst, enthält einen vorzüglichen Wink zu den Werken von Dr. Ulrich Drüner und komplette Biografien der Interpreten.
Interpretation *****
Klangqualität ****
Repertoirewert *****
Booklet ****